Tag 72: Sichere Wohnumgebung schaffen: Kleine Aenderungen mit grosser Wirkung
- leyroutz
- vor 2 Tagen
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Die eigenen vier Wände sind für Menschen mit Demenz mehr als nur ein Wohnort – sie sind ein Anker in einer zunehmend verwirrenden Welt. Als Gerontopsychologin erlebe ich immer wieder die Bedeutung der vertrauten Umgebung für das Wohlbefinden meiner Patienten. Doch mit fortschreitender Demenz können selbst geliebte Räume zu Gefahrenzonen werden.
Die gute Nachricht: Sie können die Wohnung Ihres Angehörigen sicherer gestalten, ohne sie komplett umzukrempeln. Es geht nicht darum, das Zuhause in eine sterile Pflegeeinrichtung zu verwandeln, sondern um gezielte Anpassungen, die Selbstständigkeit fördern und gleichzeitig Risiken minimieren.
Beginnen wir mit dem Thema Stürze – der häufigsten Unfallursache bei älteren Menschen. Lose Teppiche sind hier der klassische Risikofaktor. Fixieren Sie diese mit rutschfesten Unterlagen oder entfernen Sie sie ganz. Auch freistehende Kabel sollten entlang der Wand verlegt oder mit Kabelkanälen gesichert werden.
Beleuchtung spielt eine entscheidende Rolle. Mit zunehmendem Alter benötigen wir bis zu dreimal mehr Licht, um gut zu sehen. Besonders wichtig: der Weg vom Bett zur Toilette. Bewegungsmelder, die sanftes Licht aktivieren, können nächtliche Stürze verhindern, ohne den Schlaf zu stören.
In der Küche lauern besondere Gefahren. Herd-Wächter, die bei Überhitzung automatisch abschalten, sind eine sinnvolle Investition. Ebenso wichtig: Giftige Substanzen wie Reinigungsmittel sollten in verschließbaren Schränken aufbewahrt werden.
Das Badezimmer ist ein weiterer Unfallschwerpunkt. Haltegriffe neben Toilette und Dusche geben Sicherheit. Anti-Rutsch-Matten in der Dusche sind ein Muss. Und ein Duschstuhl ermöglicht selbstständiges Waschen ohne Sturzgefahr.
Orientierungshilfen können den Alltag erheblich erleichtern. Beschriftete Türen, farbige Markierungen für wichtige Räume oder Bilder statt Text können Menschen mit Demenz helfen, sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden.
Ein oft übersehener Aspekt ist die akustische Umgebung. Zu viele Geräuschquellen können verwirren und Stress auslösen. Reduzieren Sie Hintergrundlärm wie laufende Fernseher oder Radios, wenn sie nicht aktiv genutzt werden.
Familie Blume berichtete mir, wie ihr Vater nachts immer verwirrter wurde und mehrfach stürzte. Eine einfache Lösung half: Ein Bewegungsmelder, der beim Aufstehen ein gedämpftes Nachtlicht aktivierte, kombiniert mit einem klaren Hinweisschild zur Toilette. Die nächtlichen Verwirrtheitszustände reduzierten sich deutlich.
Denken Sie bei allen Änderungen an die Balance zwischen Sicherheit und Autonomie. Jede Schutzmaßnahme, die die Selbstständigkeit unnötig einschränkt, kann das Wohlbefinden beeinträchtigen. Es geht nicht darum, alle Risiken auszuschließen, sondern um ein lebenswertes Umfeld mit vertretbarem Risiko.
Und nicht zuletzt: Beziehen Sie Ihren Angehörigen, soweit möglich, in die Entscheidungen ein. Selbst bei fortgeschrittener Demenz ist es wichtig, Respekt für die Privatsphäre und die persönlichen Vorlieben zu zeigen. Denn Sicherheit umfasst nicht nur physische, sondern auch emotionale Aspekte – das Gefühl, in den eigenen vier Wänden zu Hause zu sein.

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