Tag 51: Validation statt Konfrontation: Den emotionalen Kompass finden
- leyroutz
- 16. März
- 2 Min. Lesezeit
Als ich Frau Blume (diesen Namen hab ich mir übrigens ausgedacht) zum ersten Mal traf, war ihre Verzweiflung greifbar. "Mein Mann besteht darauf, dass wir nach Hause müssen – dabei sind wir zu Hause! Wie oft soll ich ihm noch erklären, dass dies unser Zuhause seit 40 Jahren ist?"
Diese Situation kennen viele Angehörige. Der Impuls, mit Logik und Fakten zu argumentieren, ist natürlich. Wir möchten korrigieren, aufklären, zur Realität zurückführen. Doch für Menschen mit Demenz kann unsere Realität unerreichbar sein – und unsere gut gemeinten Korrekturen führen nur zu Frustration auf beiden Seiten.
Was ist Validation?
Die von Naomi Feil entwickelte Validationsmethode folgt einem einfachen, aber tiefgreifenden Prinzip: Es geht nicht darum, was real ist, sondern wie der Mensch mit Demenz seine Welt erlebt. Validation bedeutet, die Gefühle hinter den Worten zu erkennen und zu würdigen.
Wenn Ihr Vater nach seiner längst verstorbenen Mutter ruft, steckt dahinter vielleicht das Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit. Wenn Ihre Partnerin beharrlich zur Arbeit gehen möchte, obwohl sie seit 20 Jahren im Ruhestand ist, spiegelt dies möglicherweise ihr Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit und Struktur wider.
Wie Sie heute validierend reagieren können:
Hören Sie auf die Emotionen, nicht nur auf die Worte. Fragen Sie sich: Was könnte mein Angehöriger gerade fühlen? Woher kommt dieses Gefühl?
Spiegeln Sie die wahrgenommenen Gefühle: "Du vermisst deine Mutter gerade sehr, nicht wahr?" oder "Du fühlst dich hier fremd und möchtest nach Hause, wo es vertraut ist?"
Vermeiden Sie Korrekturen wie "Deine Mutter ist doch schon lange tot" oder "Das ist doch unser Zuhause seit 40 Jahren!"
Suchen Sie nach dem Bedürfnis hinter dem Verhalten und erfüllen Sie es, wenn möglich. Manchmal hilft ein Fotoalbum mit Bildern der verstorbenen Mutter oder ein Spaziergang durch vertraute Räume, um das Gefühl von "zu Hause sein" zu stärken.
Was Validation bewirken kann:
Als Frau Blume begann, ihren Mann nicht mehr zu korrigieren, sondern seine Gefühle zu bestätigen ("Du fühlst dich hier nicht wohl und möchtest an einen vertrauten Ort"), entspannte sich die Situation merklich. Sie fand heraus, dass er sich besonders in ihrem Wohnzimmer mit den alten Möbeln sicher fühlte. Diesen Raum nannte sie fortan "unser Zuhause" – und ihr Mann akzeptierte es.
Validation ist keine Zaubertechnik, die alle Probleme löst. Aber sie öffnet Türen zur emotionalen Welt Ihres Angehörigen und ermöglicht Begegnungen auf einer Ebene, die trotz Demenz erreichbar bleibt: der Ebene der Gefühle.

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