Tag 56: Herausforderndes Verhalten verstehen: Der Perspektivwechsel als Schlüssel
- leyroutz
- 22. März
- 1 Min. Lesezeit
Heute möchte ich die belastendsten Aspekte in der Demenzbegleitung beleuchten die Sie möglicherweise als "herausfordernd" erleben. Als Demenzexpertin mit vielen Beratungsstunden möchte ich Ihnen heute einen Perspektivwechsel anbieten, der mir und vielen Familien geholfen hat.
Die zentrale Erkenntnis unserer Forschung: Hinter jedem herausfordernden Verhalten steht ein unerfülltes Bedürfnis oder eine Form der Kommunikation. Wenn wir dies erkennen, verändert sich unsere Reaktion grundlegend.
Der Prozess der konstruktiven Reflexion:
1. Beobachten statt Bewerten: Notieren Sie eine Woche lang, wann genau das herausfordernde Verhalten auftritt. Achten Sie auf Muster: Tageszeit, vorangegangene Ereignisse, anwesende Personen. Eine meiner Klientinnen entdeckte so, dass die Unruhe ihrer Mutter stets dann auftrat, wenn der Fernseher lief – die Reizüberflutung überwältigte sie.
2. Die Demenz-Brille aufsetzen: Fragen Sie sich: Wie erlebt mein Angehöriger die Situation? Mit eingeschränktem Kurzzeitgedächtnis kann eine Aufforderung zum Duschen wie ein völlig unerwarteter, beängstigender Übergriff wirken. Mit veränderter Wahrnehmung kann ein gemusterter Teppich wie ein gefährliches Loch erscheinen.
3. Bedürfnis identifizieren: Häufig drücken sich in herausforderndem Verhalten grundlegende menschliche Bedürfnisse aus:
Schmerz oder körperliches Unwohlsein
Überforderung durch zu viele Reize
Langeweile oder fehlende sinnvolle Beschäftigung
Verlust von Kontrolle und Autonomie
Angst oder Unsicherheit
Ich erinnere mich an einen Herrn, der seiner Tochter täglich vorwarf, sein Geld zu stehlen. Die wahre Botschaft dahinter war: "Ich habe Angst vor Kontrollverlust und Abhängigkeit."
Ihre Reflektion sollte nicht in Selbstvorwürfen münden, sondern in Erkenntnis und Handlungsfähigkeit. Sie sind nicht für die Demenz verantwortlich, aber Sie haben die Macht, Ihre Perspektive zu verändern.

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