Tag 67: Die unausgesprochene Sprache verstehen: Warum Körpersprache bei Demenz so wichtig ist

Wenn die Worte versiegen, beginnt der Körper zu sprechen. Als Gerontopsychologin mit über 10 Jahren Erfahrung in der Begleitung von Menschen mit Demenz erlebe ich täglich, wie essentiell die Beobachtung der Körpersprache für das Verständnis unserer Angehörigen sein kann.

Vielleicht haben Sie es selbst schon erlebt: Ihr Vater, Ihre Mutter oder Ihr Partner kann nicht mehr ausdrücken, was ihn bedrückt. Stattdessen bemerken Sie ein nervöses Händereiben, ein ständiges Umherwandern oder einen angespannten Gesichtsausdruck. Diese nonverbalen Signale sind keine zufälligen Bewegungen – sie sind der Versuch Ihres Angehörigen, mit Ihnen zu kommunizieren.

Achten Sie heute besonders auf diese kleinen Zeichen. Beobachten Sie, wie sich die Schultern Ihres Angehörigen anspannen, wenn bestimmte Personen den Raum betreten. Bemerken Sie das Lächeln, das aufleuchtet, wenn Sie eine bestimmte Melodie spielen. Sehen Sie die Unruhe in den Händen, die vielleicht auf Schmerzen oder Unbehagen hindeutet.

Die Fähigkeit, Körpersprache zu lesen, ist kein angeborenes Talent – es ist eine Fertigkeit, die wir entwickeln können. Nehmen Sie sich heute Zeit, präsent zu sein. Schalten Sie den Fernseher aus, legen Sie das Smartphone beiseite und beobachten Sie. Oftmals offenbart ein Tag bewusster Beobachtung mehr über das Wohlbefinden Ihres Angehörigen als Wochen oberflächlicher Interaktion.

Meine Patientin Frau Blume konnte seit Monaten nicht mehr ausdrücken, was sie wollte. Ihre Tochter bemerkte jedoch, dass sie jedes Mal, wenn sie an einer bestimmten Fotografie vorbeigingen, innehielt und darauf zeigte. Es war ein Bild vom Stadtpark, wo Frau Blume früher täglich spazieren ging. Als die Tochter anfing, mit ihrer Mutter regelmäßig dorthin zu gehen, verbesserte sich deren Stimmung erheblich.

Die Körpersprache Ihres Angehörigen ist ein Fenster zu seiner inneren Welt. Öffnen Sie es heute – und seien Sie überrascht, was Sie entdecken werden.