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Tag 70: Ein Dorf für die Pflege: Wie Sie Ihr soziales Netzwerk in die Betreuung einbeziehen können

  • leyroutz
  • vor 2 Tagen
  • 2 Min. Lesezeit

"Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen" – dieses afrikanische Sprichwort gilt ebenso für die Betreuung von Menschen mit Demenz. Als Gerontopsychologin sehe ich täglich, wie pflegende Angehörige unter der Last der alleinigen Verantwortung zusammenbrechen. Dabei liegt die Lösung oft näher, als wir denken: in unserem sozialen Umfeld.

Die Realität ist: Die Betreuung eines Menschen mit Demenz ist eine Marathonstrecke, keine Sprintdistanz. Um diese Strecke zu bewältigen, brauchen wir Unterstützungsstationen entlang des Weges.


Beginnen wir mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme: Welche Freunde und Familienmitglieder könnten Sie mehr in die Betreuung einbeziehen? Denken Sie dabei nicht nur an die offensichtlichen Kandidaten wie Kinder oder Geschwister. Manchmal sind es entferntere Verwandte, Nachbarn oder alte Freunde, die überraschend bereitwillig helfen.


Frau Blume, die ihre demenzkranke Schwester betreut, war erstaunt, als die Enkelin ihrer Nachbarin anbot, einmal wöchentlich für zwei Stunden vorbeizukommen und ihrer Tante aus Jugenderinnerungen vorzulesen. Diese intergenerationelle Verbindung wurde zu einem Höhepunkt in der Woche – sowohl für die junge Frau als auch für die Klientin.


Die Kunst liegt darin, spezifische, überschaubare Aufgaben zu delegieren. "Kannst du helfen?" ist eine Frage, die viele überfordert. "Könntest du jeden Donnerstag das Mittagessen vorbeibringen?" oder "Würdest du einmal im Monat mit meiner Mutter spazieren gehen?" sind konkrete Bitten, auf die Menschen leichter reagieren können.


Denken Sie auch über professionelle Netzwerke nach – Selbsthilfegruppen, ehrenamtliche Besuchsdienste, Tageszentren. Oft sind es gerade diese strukturierten Angebote, die sowohl Ihnen als auch Ihrem Angehörigen wertvolle Atempausen verschaffen.


Ein häufiges Hindernis ist das Gefühl, "um Hilfe bitten zu müssen". Viele meiner Klienten empfinden dies als Eingeständnis des Scheiterns. Dabei zeigen Studien, dass Freunde und Verwandte oft selbst unsicher sind, wie sie helfen können, und auf konkrete Ansprache warten.


Erinnern Sie sich: Menschen helfen gerne, wenn sie wissen, wie. Geben Sie ihnen diese Möglichkeit. Und denken Sie daran, dass die Einbeziehung anderer nicht nur Ihnen, sondern auch Ihrem Angehörigen mit Demenz zugute kommt. Jeder Mensch bringt unterschiedliche Energien, Talente und Perspektiven mit, die das Leben bereichern können.




 
 
 

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© 2021 Christine Leyroutz - Alle Fotos von Fotografie_Lebzelt

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